40 Jahre Unser Haus

von links: Sonja Schmidt (Standortleitung Dahlienstraße), Monika Nowak, Klaus Mertens (Bewohnerbeirat), Önder Meray, Monika Brands (geschäftsführender Vorstand), Renate Franzen (geschäftsführender Vorstand) und Daniel Heger (Standortleitung Haydnstraße)

Eigentlich hätte es zur Feier ein großes Fest gegeben! Dann ersatzweise eine Schifffahrt. Auch das ging nicht. Wovon ist hier die Rede, fragt ihr euch?

Na, von 40 Jahren Unser Haus!

Und weil, Corona hin oder her, ein runder Geburtstag schlecht ins nächste Jahr geschoben werden kann, wurden diese besondere Zahl und ihre Bedeutung nun in kleinem Rahmen gewürdigt.

Klaus Mertens und Monika Brands

Die kaufmännische Geschäftsführerin und Vorständin Monika Brands übergab Mieterbeirat Klaus Mertens stellvertretend für alle Mieter*innen des Unser Haus Standorts Haydnstraße Blumen und Geschenke.

Monika Nowak und Renate Franzen

Monika Nowak nahm stellvertretend für ihren Unser Haus Standort Dahlienstraße Blumen und Präsent von der pädagogischen Leitung und geschäftsführenden Vorständin Renate Franzen entgegen.

„In den letzten 40 Jahren ist einfach wahnsinnig viel passiert“, wandte sich Renate Franzen an die anwesenden Mieter*innen Klaus Mertens, Önder Meray und Monika Nowak. „Die Sichtweise auf Menschen mit psychischen Erkrankungen hat sich stetig gewandelt und damit ja auch Ihre Art hier zu leben. Früher haben hier Betreuer*innen gearbeitet, heute sprechen wir von Assistent*innen, die Sie in Ihrem Alltag so unterstützen, so wie Sie das möchten. Mit denen Sie auf Augenhöhe umgehen. Das hier ist Ihr Haus und Ihr Haushalt und da gibt es keine Anweisungen oder Verbote, Sie entscheiden als Wohngemeinschaft selbst, wie Sie Ihr Leben hier führen und strukturieren wollen und bekommen dabei eben in verschiedenen Lebensbereichen Unterstützung.“

Önder Meray findet es wichtig, das nicht nur nach innen hin zu leben, sondern auch nach außen zu tragen. „Viele Leute stempeln uns ab. Aber man soll sehen, dass wir normale Menschen sind und zur Gesellschaft gehören.“
Deshalb findet er es auch gut, im Internet und in den Medien zu erscheinen, wie z.B. bereits im Sommer in der Westdeutschen Zeitung:
https://www.wz.de/nrw/krefeld/unser-haus-des-foerdervereins-freizeit-behinderter-wird-40-jahre-alt_aid-52312059
Noch schöner wäre es für Önder Meray, wenn er auch selber mal online nachsehen könnte, wenn über ihn oder die besondere Wohnform berichtet wird. Im Haus gibt es zwar WLAN, aber er hat kein Handy und keinen PC. Ein Tablet für alle Mieter*innen des Standortes würde gerade aktuell gesellschaftliche Teilhabe bedeuten.

Teilhabe (wenn auch noch nicht unter diesem Schlagwort) und Normalität waren bereits Vision der Gründerin! Ursula Völkel war es, die 1980 mit engagierten zukünftigen Mieter*innen und Helfer*innen aus der ehemaligen Offiziersvilla an der Haydnstraße ein Zuhause für Menschen mit psychischen Erkrankungen schuf, die bis dato meist in Kliniken und Psychiatrien, später in oft unzureichend qualifizierten Wohnheimen „verwahrt“ wurden. Ursula Völkel engagierte sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Jahren im frisch von ihr gegründeten „FFB“ und kannte die teilweise vollkommen inakzeptablen Umstände, in denen Menschen mit psychischen Erkrankungen in diesen Einrichtungen leben mussten.

1980 bezogen die ersten Bewohner, 14 Menschen mit unterschiedlichen psychischen Erkrankungen, ihr neues Zuhause an der Haydnstraße Nummer vier. Der Name war und ist Programm: für die Mieter*innen ist die Haydnstraße „ihr“ Haus und Zuhause, ein Ort, wo sie sich sicher fühlen, psychisch stabilisieren und selbstbestimmt leben können.

Einweihungsfeier von „Unser Haus“ 1980 mit Gründerin Ursula Völkel vorne rechts in der Bildmitte

Um dieser Leitlinie treu bleiben zu können, gab es im Laufe der Jahre immer wieder Verbesserungen: aus Doppel- wurden Einzelzimmer, 2008 baute der FFB einen zweiten Standort an der Dahlienstraße 55. Dieser ist im Gegensatz zu der ehemaligen Offiziersvilla an der Haydnstraße barrierefrei und bietet auch Mieter*innen ein Zuhause, die neben einer psychischen auch eine geistige Behinderung haben. Heute führen alle Mieter*innen in „Unser Haus“ ein weitestgehend selbstständiges Leben, mit Unterstützung durch rund um die Uhr präsentes Fachpersonal und vielfältigen kreativen und alltagspraktischen Angeboten.

„Unser Haus“ ist darauf ausgerichtet ein Zuhause auf Dauer zu sein, deshalb ist die Fluktuation niedrig und es gibt eine Warteliste. Viele Mieter*innen leben seit den 80er Jahren hier.

Für Klaus Mertens, Monika Nowak und Önder Meray ist klar: Auch wenn die Schifffahrt und die Feier dieses Jahr wegen Corona ausfallen mussten, so schnell wie möglich wollen sie die Feier mit den anderen Mieter*innen und ihren Assistent*innen nachholen!