„Egal, was man ist, jeder soll akzeptiert werden.“

„Ich finde es wichtig, darüber zu sprechen.“, sagt Patrick. Mit „darüber“ meint er, was es bedeutet, schwul zu sein. Für sein Leben. Aber auch für andere.


Patrick findet er, dass es ganz egal sein sollte, wen man liebt oder wie man sich identifiziert. Dass jeder Mensch die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben sollte und Respekt verdient. Ob man sich auf dem (Achtung, tief einatmen, bevor man es ausspricht:) LGBTQIA+ Spektrum* befindet oder nicht.
Das war aber nicht immer so. Denn Patrick sagt: „Ich war früher selber gegen Homosexuelle.“

Das war damals. Bevor er 16 war. Als er noch selber eine Freundin hatte. Irgendwie sei es dann dazu gekommen, dass er doch ausprobiert habe, wie das so ist mit einem anderen Mann. Rückblickend findet er: „Man muss Erfahrungen sammeln. Man muss das ausprobieren, um es zu wissen.“ Seitdem weiß er, dass er schwul ist.

Der Gedanke, wie er das seiner Familie beibringen sollte, habe ihm ganz schön Angst gemacht. Als allererstes erzählte Patrick damals seinem besten Freund davon und der sagte es dann, mit Einverständnis, Patricks Mutter. „Die hat zu mir gesagt: Egal, ob du Männer oder Frauen liebst, du bist immer mein Kind.“
Auch von seiner Schwester und Halbschwester, die heute selber mit einer Frau zusammen ist, hat Patrick nur Unterstützung erfahren.

Patricks Vater hingegen, mit dem er kaum Kontakt und ein schwieriges Verhältnis hat, weiß es bis heute nicht. „Ich weiß, dass der etwas dagegen hätte.“, sagt Patrick. Die Reaktion erspart er sich.

Auch wenn sein engstes Umfeld positiv reagiert hat und Freunde und Arbeitskollegen Patrick so nehmen wie er ist: Sein Gesicht in diesem Beitrag zu zeigen oder seinen Nachnamen zu nennen, möchte er nicht. Auch mit seinem Partner in der Krefelder Öffentlichkeit Händchen zu halten, kommt für ihn nicht in Frage.
Er hat keine Lust auf Beleidigungen, Anfeindungen, verletzende Sprüche. Und die Auswirkungen gehen noch weiter: Patrick erzählt, dass er sich mittlerweile bewusst maskuliner gibt. Auf seine Gestik, seine Kleidung achtet. Richtig er selbst sein, könne er so zwar nicht, aber so werde er wenigstens nicht als „tuntig“ wahrgenommen und blöd angemacht.

So wie vor ein paar Jahren, als ihn vier Männer an Karneval verprügeln wollten, weil Patrick im Gardekostüm ging. „Wer weiß, was passiert wäre, wenn der Gastwirt nicht die Polizei gerufen hätte.“

Es gibt Orte, da fühlt Patrick sich freier. Kann mehr er selbst sein. In Köln oder Berlin zum Beispiel, wo die LGBTQIA+ Community viel sichtbarer ist als in Krefeld.
Umso mehr freut Patrick sich, dass es in diesem Jahr zum ersten Mal auch in Krefeld einen Christopher Street Day mit Parade geben wird. Damit eben auch hier für die Rechte und Akzeptanz der Community eingestanden wird.

Patrick freut sich sehr darauf. „Ich gehe als Frau. Meine Mutter hat mal zu mir gesagt: Du hättest eine Frau werden sollen. Aber das [A.d.R.: eine Geschlechtsangleichung] wären mir zu viele Schmerzen. Außerdem fühle ich mich wohl in meinem Körper“. Aber Drag, das liebt er.
Früher sei er mit seinem mittlerweile verstorbenen Cousin häufig gemeinsam aufgetreten in Düsseldorf und Köln, heute hingegen tritt er nur noch gelegentlich als Frau auf die Bühne. Die Outfits hat er noch, kofferweise, und ist sogar mal angefragt worden für einen Auftritt in einem Altenheim. „Ich weiß aber nicht, ob das gut wäre, die älteren Leute denken ja teilweise noch anders…“ Wären dort alle, wie seine Oma früher war, müsste er sich keine Sorgen machen. Die zog ihn groß und stand immer hinter ihm. „Ich war ihr Lieblingsenkel.“

Patrick selbst wünscht sich auch irgendwann Kinder. Er hat ein einjähriges Patenkind, den Sohn einer guten Freundin, mit dem er viel Zeit verbringt. „An den darf nichts rankommen.“ Wenn Patrick über ihn spricht, lächelt er. Für den Jungen, dessen biologischer Vater sich nicht kümmere, möchte Patrick eine gute Vaterfigur sein. Eine bessere als Patricks eigener.

Für eigene Kinder macht sich Patrick wenig Illusionen: „Ich würde gerne irgendwann Kinder adoptieren, aber das ist schwer und der Weg lang.“ Warum das so ist, versteht er nicht, wo es doch so viele Kinder gebe, die von ihren Eltern nicht gewollt werden. Sorge habe er auch, ob seine eigenen Kinder wohl schlechte Erfahrungen machen würden in Kindergarten oder Schule, wenn sie zwei Papas hätten.

Erst einmal würde er aber gerne seinen Freund heiraten, in ein paar Jahren vielleicht, am liebsten auch kirchlich. Eine Sommerhochzeit. Patrick ist katholisch.

*LGBTQIA+ steht als englische Abkürzung für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, queere, intersexuelle und asexuelle Menschen.